Johann Jakob Matt
*3. 4. 1814 in Ziefen, †12. 5. 1882 in Ziefen. Der Onkel von Jonas Breitenstein studierte Medizin in Berlin und Basel, er doktorierte 1833 zum Dr. med. und wurde Landarzt, zuerst in Bubendorf und dann in Ziefen, wo er die Praxis seines Vaters übernahm. Als liberaler Arzt war er Mitglied des ‹Zunzger Kränzlis›, einer Vereinigung von gleichgesinnten Ärzten. Politisch war er als Vertreter der Ordnungspartei 1836–57 Landrat (13-mal Präsident) und galt als einer der einflussreichsten Parlamentarier des Kantons Baselland. 1842, 1843, 1845 und 1847 Tagsatzungsgesandter und setzte sich in dieser Funktion aktiv für die Bundesverfassung von 1848 ein. Am Sonderbundskrieg war er als Militärarzt beteiligt.1848–49 Nationalrat. Matt war auch an bedeutenden wirtschaftlichen Projekten massgeblich beteiligt, so 1849 als Mitbegründer der Basellandschaftlichen Hypothekenbank, 1853 der Centralbahn-Gesellschaft und 1854 der Basellandschaftlichen Zeitung. 1848 war er zudem Vorsteher des kantonalen Armenerziehungsvereins.
Johann Jakob Matt war zu Beginn seiner Tätigkeit der einzige Arzt im Tal der Hintern Frenke. Er muss im Ziefner Umfeld von Jonas Breitenstein er eine wichtige Rolle gespielt haben. Als ‹Doktor Brun› verewigte Breitenstein den politisch aktiven Landarzt im ‹Vreneli us der Bluemmatt› literarisch. Aber auch bei ehemaligen Patienten muss die starke Persönlichkeit Matts dauernden Eindruck hinterlassen haben.
Anekdotisches
Gustav Müller (* 1897 in Ziefen, , † 1962 in Liestal;, Lehrer in Oltingen und Lausen)‹Volkskundliches aus Ziefen›, Manuskript, Privatbesitz in Ziefen, Auszug
«Beim Baden in einem See sank Bismark vor den Augen seines Kameraden Johann Jakob Matt unter. Matt griff sofort kräftig zu und brachte den Versunkenen an Land. Später habe er sich oft geäussert:
«Wenn i gwüsst hätt, ass das eso ne Zwängchäib geb, hätt in loh versuffe!»
Anmerkung: Der spätere erste Reichskanzler Otto von Bismarck (1815–1898) studierte 1833–35 an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin Rechtswissenschaften; Johann Jakob Matt verliess im Herbst 1833 dieselbe Universität, um in Basel sein Studium zu beenden. Das ‹Müschterli› könnte also im Sommer 1833 tatsächlich passiert sein!
‹Der Feldzug gegen den Sonderbund – vom 19ten. October bis den 14ten. December 1847 geschrieben von Friedrich Schweizer Trompeter der zwei überzähligen Jägercompagnien von Baselland›, Manuskript, Privatbesitz in Arboldswil, Auszug.
[in Bern] «Ein prächtiges Ansehen gewähren die Bogen. Da kann man beim größten Regenwetter in der Stadt umherlaufen, ohne nur einen Tropfen nass zu werden. In einem dieser Bogengänge begegnete uns der hohe Gesandte von Baselland, HE. Dr. Matt von Ziefen, ich & mehrere Kameraden mussten mit ihm.
Er führte uns in den Kornhauskeller, welcher der größte sein soll in der Schweiz. Da kann man ein paar große Augen machen, wenn man in denselben eintritt. Da sieht man über 400 Fässer, die meisten sind über 100 Saum, das kleinste ist 10 Saum, das größte 365, aber nicht in allen Fässern ist der Wein bloss, sondern in Bouteillen, nämlich Schlegelflaschen. Diese waren alle versiegelt & eben davon zahlte uns Hr. Doctor Matt bereits zehn.
Nach einer kleinen Erfrischung ging es weiters u. zwar in die Anatomie, ein Schauder durchlief mich beim Eintreten; sie hatten daselbst einen todten Menschen auf dem Tisch liegen, dem sie Arme & Beine abschnitten; einer von unsern Kameraden wollte alles ausgucken, aber auf einmal hob ihm ein Doctor einen abgeschnittenen Arm unter die Nase, daß er rücklings auf den Boden fiel. Als er sich wieder erholt hatte, so ging es weiter in das Museum.»
Zum Autor: Friedrich Schweizer (* 1823 in Arboldswil, † 1883 in Liestal),
war seiner Zeit bekannt als ‹der Trompeter›; er war Posamenter und gelegentlich auch journalistisch tätig.