«Ich war von Jugend auf ein Mensch, der sich in der Welt nie so recht wohl und heimisch fand und am liebsten ein Einsiedler geworden wäre; vielleicht hat gerade darum die weise Vorsehung mich in das Gedränge der Menschen gestellt, damit ich nicht nutzlos meine Zeit verträume oder nur mit dem mir Angenehmen mich beschäftige. Darum ist’s auch so Alles gut.»
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Kirche St. Blasius in Ziefen
Geburtshaus von Jonas Breitenstein in Ziefen
Kirche St. Margarethen in Binningen
Jonas Breitenstein war ein Schweizer Pfarrer, Armenhelfer und Schriftsteller. Er wurde am 22. August 1828 in Ziefen im Kanton Basel-Landschaft geboren als Sohn des dortigen Dorfschullehrers. Nach dem Besuch der Primarschule bei seinem Vater Hans Heinrich Breitenstein und anschliessend der Bezirksschule in Liestal trat er 1846 ins ‹Pädagogium› in Basel über. Zwei Jahre später legte er die Maturität als primus omnium (Bester seines Jahrgangs) ab. Von 1848 bis 1852 studierte er gemeinsam mit seinem Freund Martin Grieder Theologie in Basel und in Göttingen. 1852 wurde er zum Pfarramt zugelassen. Im gleichen Jahr heiratete er Theresia Tschopp aus Ziefen. Aus dieser Ehe gingen insgesamt acht Kinder hervor, darunter der Maler Ernst Breitenstein.
Von 1852 bis 1870 wirkte Breitenstein als Pfarrer der Kirchgemeinde Binningen-Bottmingen an der St. Margarethenkirche. In dieser Zeit gründete er den örtlichen Frauenverein und eine Kleinkinderschule. Daneben engagierte er sich im Armenerziehungsverein und für dessen Anstalt in Augst und wirkte als Inspektor der Bezirksschulen im Kanton Basel-Landschaft. Von 1870 bis zu seinem Tod im Jahr 1877 war er vollamtlicher Sekretär der neugeschaffenen Freiwilligen Armenpflege in Basel, einer noch privat organisierten Vorläuferin der staatlichen Fürsorge. Neben dieser neuen Aufgabe als «Freund und Vater der Armen» (Grenzpost) wirkte er auch als Religionslehrer am Gymnasium und als Aushilfsprediger.
Am 23. Mai 1877 starb er nach längerer Krankheit und wurde auf dem Kannenfeldfriedhof in Basel bestattet. Nach dessen Aufhebung überführte man seine Gebeine nach Binningen.
Gefördert von seinem Vater, begann Breitenstein bereits in seiner frühen Jugend mit dem Schreiben von Gedichten. Seine publizierten Werke entstanden alle erst in der Zeit seines Wirkens als Pfarrer in Binningen. 1860 veröffentlichte er unter dem Pseudonym B. T. Jonas die hochdeutschen ‹Erzählungen und Bilder aus dem Baselbiet›. Als nächste Buchveröffentlichungen folgten in der Nachfolge Johann Peter Hebels zwei Mundartidyllen, die beiden ersten selbständigen Publikationen im Baselbieter Dialekt überhaupt. 1868 erschien Breitensteins letztes Buch, die hochdeutsche Erzählung ‹Jakob, der Glücksschmied›. Mit seinen Idyllen und Erzählungen, die Einblicke in das Alltagsleben in Stadt und Landschaft Basel geben und teilweise auch in Tageszeitungen und Zeitschriften erschienen, darf Breitenstein zu den wichtigen Schweizer Vertretern des Poetischen Realismus gezählt werden. Auch für die Dialektologie ist Breitensteins Werk bedeutend, lieferte doch seine meisterhaft gehandhabte Mundart zahlreiche Belege für das Schweizerdeutsche Wörterbuch ‹Idiotikon›.
Bücher zu Jonas Breitenstein
Die in Baselbieter Mundart geschriebene Hexameter-Idylle ‹’S Vreneli us der Bluemmatt› spielt zur Zeit der Revisionswirren in den frühen 1860er-Jahren. Humorvoll und beschaulich werden die politischen Ereignisse in eine bewegende Liebesgeschichte eingebaut. Die Erzählung ‹Die Baselfahrt› schildert lebensnah, wie die heimwerkenden Posamenter die fertige Ware im Botenwagen nach Basel liefern.
Die Mundart-Idylle ‹Der Her Ehrli› erzählt in Baselbieter und Baselstädter Dialekt von Arbeit und Brautwerbung im 19. Jahrhundert. Die andern Erzählungen schildern in Schriftsprache Sorgenund Festtage zu einer Zeit, als man in vielen Gegenden des Baselbiets mit der Seidenbandweberei, dem Posamenten, den Lebensunterhalt bestritt. Dazu bietet das Buch einen Strauss Gedichte in Mundart und Schriftsprache.
Die Erzählungen schildern in Schriftsprache in eindrücklicher Weise, wie die Armut in der damaligen Zeit erfahren wird, wie sie selbstverschuldet oder unverschuldet über das Schicksal entscheidet. Der Amtsbericht der Jahre 1852–1856 beschreibt den Zustand der Bevölkerung des damaligen Binningen. Ausschnitte aus Briefen ergänzen diesen Einblick.